7. TreffenNach einer sehr erfolgreichen Holz-Messe in Basel, wurden die Beteiligten und Interessierten nach Hombrechtikon zu Simone Rüppel und Thomas Meier eingeladen. Am Samstag, 23. November 2019 erhielten wir unter anderem nicht nur Einblick ins Holzkunsthandwerk des Flechtens und Drechselns, sondern konnten uns auch in einem dieser Handwerke selbst versuchen. Zudem wurden wir von Leander Dalbert über das Projekt und den Verein Boimig informiert.
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BoimigBoimig macht eine nachhaltige Ernährungskultur erlebbar, die Boden, Ökosystemen und Menschen gut tun soll. Der Verein organisiert mit Konsument/innen und Produzent/innen Kochevents, Dialoge, Ernte- und Pflanzeinsätze um eine regenerative Landwirtschaft zu fördern, die sich auf Bäume und mehrjährige Kulturen stützt. Boimig ist ein praktischer Teil des Forschungsprojekts “Land/Stadt-Transformation gestalten”, das an der Land-Stadt-Beziehung arbeitet, um unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen.
Leander Dalbert (Wissenschaftler, Mitgründer und Projektleiter Boimig) erklärt den Teil des Reallabors (Living Lab), welches zum praktischen Teilen des Forschungsprojekts “Land/Stadt-Transformation gestalten - Die Transformative Zelle als praxistaugliches Modell zur Förderung sozialräumlicher Innovationen” (2017-2021) gehört. Vergleicht man die Aktivitäten und Ziele von Boimig und SlowWood, werden diverse Parallelen sichtbar. Zum Beispiel möchten beide zur Sensibilisierung regionaler und nachhaltiger Produkte beitragen. |
FlechtenAm Treffen vom 23. November 2019 sind wir eingetaucht in die "Zähmung der Widerspenstigen" und lernten eines der ältesten Handwerke des Menschen kennen. Aus langen biegsamen Ruten können Objekte der unterschiedlichsten Formen gestaltet werden. Jahrtausende alte Techniken haben sich bewährt und finden neue Ausdrucksformen im heutigen Handwerk.
Simone Rüppel (Flechterin, Inhaberin Flechtpunkt) führt uns durch die Geschichte und Entwicklung des Flechtens, welche sich zum grössten Teil aufgrund des vorhandenen Rohstoffes entwickelt hat. Sie zeigt die Möglichkeiten, Unterschiede und Qualitäten des Flecht-Rohmaterials. Sie gibt zu bedenken, dass neben dem Arbeitsintensiven und somit kostspieligen Flechten auch eine grosse Herausforderung ist an qualitatives Flechtmaterial zu kommen. Sie zeigt uns das Flechten mit Weiden-Ruten (weiches Laubholz) für eine Vogel-Bar, mit handgedrehter Binse (Gras) für ein Tessiner-Geflecht für die Sitzfläche eine Hockers und mit Rattan (Aussenhaut einer Palme) für die Stuhl-Rücklehne. Wir dürfen selbst Hand anlegen und merken, dass es viel Ausdauer, Konzentration und Geschick dazu braucht. |
DrechselnDas Drechseln ist eines der ältesten Handwerke von kulturhistorischer Bedeutung und hat sich bis heute durch viele Modeströmungen hin zum modernen Handwerk entwickelt. Die Teilnehmer am Treffen vom 23. November 2019 lassen sich in die Welt der Hölzer und Formen entführen und erleben Sie die Bearbeitung des wunderbaren Werkstoffes Holz.
Thomas Meier (Mit-Initiant SlowWood, dipl. Drechslermeister und Inhaber der Drechslerei Meier) erklärt uns in der Werkstatt die verschiedenen Maschinen, Materialien, Bearbeitungs-Möglichkeiten von Holz und fertige Drechslerei-Produkte. Er und Andreas Gerig (Drechsler und Inhaber DrechselWerk) leiten die Beteiligten zum Drechseln an, damit jeder selbst ein Stück Buchenholz auf dem Drehbank mit verschiedenen Schruppröhren, Drehmeissel und Schleifpapier bearbeiten kann. Die fliegenden Späne, der Geruch des Holzes, die Bewegungen für die Holzbearbeitung machen sichtlich grosse Freude. |
Präsentation an der EmpaDie Swiss Wood Solution lud am 12. November 2019 zur Einweihung der Produktionsräume in der Empa Academy ein. Die rund 80 Gäste aus dem In- und Ausland wurden nicht nur über die aktuellen Ziele und Visionen informiert. Der Event wurde musikalisch umrahmt und es wurde auch eine Budo-Life-Demonstration vorgeführt. Danach wurde die neue Produktionsanlage eingeweiht. Anschliessend wurden die Produkte aus Sonowood, Bijouwood und Budowood präsentiert, wo wir auch unser Projekt SlowWood präsentiert haben.
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Präsentation an der HolzAm 19. Oktober 2019 ging die Holz nach 5 Messetagen äusserst erfolgreich zu Ende. 35'005 Besucher nutzten den wichtigsten Treffpunkt der Holzbearbeitungsbranche um sich über die neusten Trends und Innovationen aus den Bereichen Schreinerei, Innenausbau, Holzbau, Zimmerei, Industrie und Handel zu informieren. Auf rund 45'000 m2 präsentierten sich 368 Aussteller zu den Themen Maschinen, Werkzeugen, Rohstoffe, Halbfabrikate, Materialien und Zubehör.
Wir haben 4 Projekte präsentiert: - ein Messer von Marco Guldimann mit Sonowood - ein Skateboard von Reinke Blättler und Leon Portmann, Fibretec - erste, gefärbte Stoffe von Nicole Lehner - Parfüm der Küche von Rolf Caviezel Wir danken: Federico Billeter, Fiona K., BOST Productions GmbH, Christian Bieder, Christoph Schindler, Marco Hischier, Bruno Graf, Christian Suter |
Sonderpreis gewonnen!
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Landvogteimarkt
Auf dem Chratzplatz am Landvogteimarkt 19 in Grüningen wurde nicht nur traditionelles Handwerk gezeigt. Thomas Meier informierte am Stand „Drechslerei“ über SlowWood.
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Vorbereitung
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Färben
Nicole Lehner ist Produktdesignerin. Bei ihrer Arbeit beschäftigt sie sich intensiv mit handwerklichen Traditionen und in Vergessenheit geratenen Techniken. Bei der Recherche findet sie Inspiration für Produkte, die in der Vergangenheit wurzeln, für aktuelle Problemstellungen aber neue Lösungen versprechen. Das Projekt SlowWood hat sie dazu inspiriert, sich mit nachhaltigen Farbstoffen zu beschäftigen. Sie stellte mit der Rinde des Kirschbaums nach alten Rezepten ein Färberbad her und färbte darin Baumwoll- und Leinenstoffe. Welche Farbe gibt der Kirschbaum aus Grüningen wohl her?
Die Rinde geschlagener Bäume endet normalerweise im Brennofen eines Heizkraftwerkes. Nicht so beim Kirschbaum aus Grüningen. Die abgeschälte Rinde wurde in kleine Stücke zerschnitten, dann drei Tage in kaltem Wasser eingelegt und danach vier Stunden gekocht. Im entstandenen Färberbad wurden die Textilien dazugegeben und eine Stunde weitergekocht. Jede Pflanze, jede Region hat ihre eigene Färbung. Dabei haben die Erntezeit, die verwendeten Pflanzenteile und der Zustand des Materials eine grosse Auswirkung auf das Endresultat. Die Farbe des Kirschbaumes aus Grüningen ist ein zartes Goldbraun. Innovation: mit der natürlichen Farbe der Kirschbaumrinde und traditioneller Technik neugedachte und marktfähige Produkte herstellen |
Rollen und Brettern
Das Skateboard ist wohl eher eine postmoderne Erfindung, die zwar durch die Entwicklung von Bug-und Formsperrholz technisch möglich wurde, aber erst im Zeitgeist der 1960-er Jahre ihren Ursprung fand. Furniere oder dünn gesägtes Holz bringen in schichtverleimten Verfahren Materialeigenschaften hervor, die sich für besonders elastische und doch zähe Anwendungen eignen. Und genau diese Qualitäten sind unter anderem für den Bau von Rollbrettern gefragt. Für das Projekt SlowWood haben Reinke Blättler, Gründer der Firma Fibretec und sein Lehrling Leon Portmann die Herausforderung angenommen und ein Kirschrollbrett aus Sägefurnier gebaut.
Kirschbaum ist im Rollbrettbau ein Exot, auch wenn er aus der Region stammt und in Zürich verarbeitet wird. Üblicherweise werden für die Produktion von Skateboards Furniere vom kanadischem Ahorn verwendet, die in sieben Lagen in eine Pressform gelegt und, je nach Vorliebe kalt oder heiss verleimt werden. Fibretec stellt hochwertige Boards her, eine Spezialität der Firma ist die Verwendung von Fiberglasfasern als Druck-und Zuggurt, also der Ober- bzw. Unterflächen. Im Falle des hier ausgestellten Brettes ist dies nicht anders, allerdings ist die Verwendung von nur zwei Lagen Sägefurnier eine absolute Ausnahme. Die Jungfernfahrt steht noch an, ob sich das Rollbrett auch gut skaten lässt, wird nach der Ausstellung ausgiebig getestet. Innovation: Einsatz von Sägefurnier und schweizer Kirschbaumholz |
Messerscharf
Marco Guldimann ist in zweierlei Hinsicht Handwerker; er ist Koch und Messerschmied. Als Koch weiss er ziemlich genau, was ein Messer können muss. Und als Schmied ist er mit den Ansprüchen ans Kochwerkzeug bestens vertraut. In seiner Messerschmiede stellt er auf Kundenwunsch gefertigte Unikate her, die er auf bestimmte Bedürfnisse und Anforderungen hin optimiert. Auf der Suche nach dem geeigneten Stahl wird er bei einem Metallurgen fündig, der ihm eine Legierung nach seiner Vorliebe liefert.
Die Suche nach einem geeigneten Material für den Messergriff treibt ihn ebenfalls um. Kunststoff kommt aus ästhetischen Gründen nicht infrage. Holz drängt sich mit seinen Eigenschaften in Bezug auf Haptik, Bearbeitbarkeit und Schönheit auf. Als mögliche Nachteile fallen für manche Anwendungen die Ansprüche an Abnützung und Masse ins Gewicht. Je nach Art ist das Holz zu leicht, zu weich oder zu wenig wasserbeständig. Abhilfe findet Guldimann in einer neuartigen Technik, die die Eigenschaften von Holz modifiziert und seine Verwendung als Messergriff grundlegend verbessert. Die gefertigten Exemplare sind die ersten Messer, bei dem das neuartige Produkt Sonowood zur Anwendung gekommen ist. Die Zusammenarbeit zwischen Swiss Wood Solution und Marco Guldimann ist ein schönes Beispiel, wie das Projekt SlowWood unterschiedliche Akteure zusammenbringt. Altes Handwerk und Innovation passen sehr wohl zusammen! Innovation: Messer mit Griff aus Kischbaumholz |
Modifizieren
Die Swiss Wood Solutions ist ein Spin-off aus der ETH Zürich und der EMPA Dübendorf. Die Forschungsanstalten haben auf der Suche nach neuen Materialien unter schiedliche Techniken entwickelt, bei denen die Eigenschaften von Holz modifiziert werden können. Im Wesentlichen geht es dabei darum, den Werkstoff in einer Lösung zu tränken und anschliessend unter hohem Druck zu verpressen. Das Holz wird dabei stark verdichtet und weist nach diesem Prozess neue Eigenschaften auf. Es entsteht ein sehr hartes und dichtes Material, das aber die ästhetischen Qualitäten von Holz beibehält. Es besteht zu 100% aus Holz und enthält keinen Kunststoff oder Harz und ist somit zu 100% biologisch abbaubar.
SONOWOOD ist eine der Produktegruppen, die Swiss Wood Solutions vermarktet. Mit ausserordentlich guten Klang- qualitäten kommt das hoch verdichtete Holz unter anderem im Instrumentenbau zur Anwendung. Neben der Eignung des neuartigen Materials in Bezug auf ihr Klangbildung stellt es durch seine Dichte einen willkommenen Ersatz für Instrumententeile dar, die üblicherweise aus problematischen Tropenholzbeständen gefertigt sind. Wir haben vorgesehen daraus Messergriffe, Messerscheide und ein Griffbrett für eine Gitarre herzustellen. Dichte-Vergleich: lufttrocken (r15) 560 - 660 kg/m3, modifiziert 1`300 - 1`400 kg/m3 Druckfestigkeits-Vergleich: Birnellhärte 44 - 55 N/mm2, modifiziert > 100 N/mm2 Innovation: Ersatz für Tropenholz, ermöglicht schweizer Holz neue Anwendungsmöglichkeiten |
Wurzel ausgraben
Iris Dressler, Drechslerin und Bildhauerin, wird aus dem Wurzelstock ein Kunstobjekt herstellen. Dazu hat sie mit Familienangehörigen und Freunden den ganzen Wurzelstock ausgegraben. Da der Waldkirschbaum ein Herzwurzler ist, war dies eine grosse Herausforderung.
Der Wurzelstock wurde zur weiteren Bearbeitung an einen Baum angelehnt. Nun kann er gereinigt und auf die gewünschte Grösse und Form zugeschnitten werden. Danach wird er abtransportiert. |
Sägen
Paul Aecherli, Christian Bider und Team begrüssen uns am 8.6.19 in der Sägerei. Wir werden gemäss dem "Materialfluss" durch die verschiedenen Stationen der Sägerei geführt. Anschliessend werden die Stämme zu Brettern und Sägefurnier auf der Blockbandsäge zersägt.
Mit über 50 Jahren Familientradition ist die Paul Aecherli AG nicht nur ein äusserst kompetenter Zulieferer für alle Holzverarbeiter sondern auch Anbieter von Halb- und Fertigfabrikaten auf Mass. Verarbeitet wird zur Hauptsache Schweizer Holz aus den umliegenden Gemeinden, die den Waldbesitzern direkt abgekauft werden. Sägefurnier Der Sägefurnier ist im Schreinerhandwerk nicht mehr sehr verbreitet. Einst für den sparsamen Umgang mit wertvollen, dekorativen Hölzern gedacht, ist diese Sägetechnik heute eher Liebhaberei als ökonomische Notwendigkeit. Längst haben gemesserte Furniere, hauchdünn geschnitten und ohne Sägeverlust auskommend, im Möbelbau Einzug gehalten. Leider wird in der Schweiz kein Messerfurnier mehr hergestellt. Für einzelne Anwendungen eignen sich fünf Millimeter starke Sägefurniere durchaus. Dann zum Beispiel, wenn man aus einem Baumstamm eine Vielzahl von Anwendungs-möglichkeiten gewährleisten möchte, so wie es SlowWood mit der «Ausschlachtung» der Grüninger Waldkirsche vormacht. Rinden- und Sägespäne Sämtliche Späne und Rindenbestandteile wurden separat gesammelt und abgepackt. Gleich im Anschluss zum Sägen wurde sämtliches Material getrocknet. |
Sonowood
Die Swiss Wood Solution wurde 2016 als Spin-off der ETH Zürich und der Empa gegründet. Ihr interdisziplinäres Team aus Naturwissenschaftlern und Holzexperten hat es sich zur Aufgabe gemacht, heimische Hölzer und ihre Eigenschaften so zu modifizieren, dass sie heutigen Bedürfnissen
gerecht werden. So wurde das nachhaltige Produkt Sonowood entwickelt, welches die hochgeschätzten und notwendigen Eigenschaften von Tropenholz aufweist und diese hinsichtlich der Härte und Klangeigenschaften sogar übertrifft. Aus unserem Waldkirschbaum wird auch frisch geschnittenes Holz modifiziert, welches wir in der Gitarre oder als Messergriff einsetzen wollen. Dr. Oliver Kläusler informiert am Treffen bei der Paul Aecherli AG über die Hintergründe, den Prozess der Modifizierung und die Absatzmärkte. |
Aufteilen
Am 16. März 2019 wurden die Bestandteile des Waldkirschbaums „aufgeteilt“ und transportbereit gemacht.
Gestalter und Denker Nicole, Federico, Candido, Thomas und Christian haben sich vor und nach dem Baumfällen getroffen und diskutiert, wie das weitere Vorgehen und die Produktausrichtungen stattfinden sollen. Das Konzept ist noch nicht ganz zu Ende gedacht, aber es wurden einige Anhaltspunkte festgelegt. Die Produkte sollen sich in gewisser Weise mit dem Thema der heutigen „Aussteuer“ auseinandersetzen. Aussteuer Eine Aussteuer ist nicht nur eine Anhäufung von Wäsche-stücken und Haushaltgeräten, eine Aussteuer spiegelt gesellschaftliche Vorstellungen vom „rechten Leben“ wieder, sie ist das standardisierte, einigermassen abstrakte Modell der idealen Ausrüstung und verkörpert so gesellschaftliche Zielwerte. Ab ca. 1965 wurde die Aussteuer langsam von den familiären und gesellschaftlichen Pflichten und Gepflogenheiten entbunden. Wie sieht eigentlich die Aussteuer von heute aus? Welche Produkte können wir aus dem Waldkirschbaum fertigen, um eine komplette Aussteuer zu präsentieren? Aufteilen Bis auf die genannte Gitarre, Schale, Messer und das Spiel, ist zurzeit noch nicht bekannt, was konkret aus dem Holz alles entstehen soll. Es wurde ansatzweise einen Katalog zusammengestellt. |
Ordnen
Federico Billeter und Thomas Meier haben die Einzelteile des Waldkrischbaumes nach Grösse und möglichem Gebrauch geordnet und zur Aufteilung vorbereitet. Aus den Ästen wurden Bürdeli gemacht. Die Blätter wurden gesammelt und eingesackt. Der Waldboden wurde von fremden Baumteilen "gereinigt".
Somit wurde die erste Präsentation unseres Baumes erstellt und die Mengen der Einzelteile wurden ersichtlich. |