Stahlsaitengitarre Modell SS
Hersteller: Matthias Wolfensberger
Beruf: Gitarrenbauer
Jahrgang: 1969
Firma: Matt Wolfensberger Guitars
Adresse: Tobelstrasse 5, 8400 Winterthur
Webseite: www.schallloch.ch
Aus der Sektionen des Baumes:
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Warum habe ich bei SlowWood mitgemacht?
Ein wichtiges Ziel meiner Arbeit ist Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund verarbeite ich vor allem regionale Hölzer. Ich weiss so, dass sie aus nachhaltigem Anbau stammen, vermeide lange Transportwege und habe damit auch meine Nische im Gitarrenbau gefunden, bei dem zu einem grossen Teil exotische Hölzer wie Mahagoni und Palisander verwendet werden. Kirschbaum verwende ich oft und gerne für verschiedene Teile meiner Instrumente und schätze den transparenten, kräftigen Klang und die attraktive Optik dieses Holzes. Als mich Iris Dressler angefragt hat, ob ich beim Projekt SlowWood mitmachen wolle, habe ich deshalb sofort zugesagt.
Produktbeschreibung:
Ich habe eine Stahlsaitengitarre nach einer von mir entworfenen und oft gebrauchten Form gebaut. Mein Ziel war es, so viel wie möglich aus dem Holz des Grüninger Kirschbaums zu fertigen. So ist abgesehen von der Decke und den Verstrebungen und Verstärkungen im Innern des Körpers alles aus Teilen des Kirschbaums hergestellt. Die Zargen und der Boden bestehen aus thermisch behandelten Holzstücken. Diese Behandlung soll das Holz so verändern, dass das gebaute Instrument von Anfang an einen vollen und satten Klang entwickelt, wie man ihn von älteren, viel gespielten Instrumenten kennt. Dadurch hat das Holz eine relativ dunkle Färbung angenommen. Die Modifikation zum Klangholz wurde bei Florinett AG Tonewood Switzerland durchgeführt. Reste des Bodens und der Zargen habe ich ebenfalls verwendet für die Kopfplatte, die Rosette um das Schallloch, die Einfassung des Griffbretts und den Mittelsteifen des Halses. Dieser besteht aus zwei anderen Stücken, welche relativ hell sind.
Für die Randeinlagen habe ich sehr helle Stücke des Splints genommen, die so einen grossen Kontrast und eine helle Einfassung zum relativ dunklen Körper bilden. Bei anderen Instrumenten habe ich dafür oft Ahorn verwendet. Griffbrett und Steg bestehen ebenfalls aus Kirsche. Diese Teile müssen sehr hart, dunkel und widerstandsfähig sein. Normalerweise werden sie aus Exotenhölzern wie Ebenholz oder Palisander gefertigt. Die Firma Swiss Wood Solutions hat ein Verfahren entwickelt, mit welchem sie einheimische Hölzer mit Druck behandelt und verdichtet. Dadurch wird das Holz sehr hart und auch dunkler.
Selber bin ich erstaunt, wie viel der Gitarre aus dem Grüninger Kirschbaum gemacht werden konnte und wie so ein attraktives Instrument entstand.
Innovation:
Die Gitarre vereint die zwei Holzmodifikationen (Klangholz bei Boden und Zarge und Verdichtung beim Griffbrett) mit dem nicht modifizierten Holz (Gitarrenhals) von einem Baum.
Herstellungsverfahren:
Für den Bau einer Gitarre benötige ich etwa 80 Arbeitsstunden.
Ich beginne mit dem Bau des Körpers und schleife als erstes Zargen, Boden und Decke auf die benötigte Dicke, welche zwischen 2 und 3 Millimetern liegt. Danach füge ich die beiden Hälften von Boden und Decke und verleime sie.
Die Zargen habe ich traditionell an einem Biegeeisen gebogen und danach in der Form mit Ober- und Unterklotz verleimt, bevor ich die ebenfalls die gebogenen Reifchen, welche die Oberfläche zu Decke und Boden vergrössert, angebracht habe.
Nachdem ich die Rosette in die Decke eingeleimt und das Schallloch ausgeschnitten habe, leime ich die Balken auf Decke und Boden und bearbeite diese mit Hobel und Stechbeitel. Danach wird zuerst der Boden, danach die Decke mit dem Zargenkranz verleimt.
Um die Randeinlagen anleimen zu können, fräse ich mit einer Kantenfräse und einem speziellen Anschlag einen Falz. Danach leime ich die ebenfalls gebogene Holzspäne in diesen Falz und fixiere sie mit Klebeband, bis der Leim getrocknet ist.
Der Hals besteht aus fünf verschiedenen grob zugesägten Stücken: Zwei breiten Aussenteile, ein Mittelstück und zwei Furnierstreifen, welche sich optisch von den beiden Hölzern abheben.
Mit der Abrichte wird danach die Fläche des Halses und die Kopfplatte gehobelt, bevor darauf ein Furnier geleimt wird. Danach wird mit der CNC Fräse die Nut für den Halsstab, die Kopfplatte und die Vertiefung für mein Logo, den Wolf gefräst. Diesen Säge ich mit der Juweliersäge aus einem Stück Perlmutt aus und leime ihn danach in der Vertiefung ein.
Die Schlitze für den Bunddraht werden mit der Kreissäge in das Griffbrett geschnitten. Nachdem es eingefasst wurde, wird es auf den Halsrohling geleimt.
Von Hand wird nun mit Stechbeitel, Feilen, Hobel, Ziehklingen und Schleifpapier die Rundung der Halsrückseite geformt.
Nachdem sowohl Körper als auch Hals fein geschliffen wurden, werden mit der Spritzpistole etwa acht Schichten Lack aufgetragen. Zwischendurch wird der Lack immer wieder angeschliffen.
Dann wird der Körper mit der Hals verleimt. Das Griffbrett erhält danach eine leichte Wölbung und die Bünde werden in die Schlitze gepresst. Der Steg wird aufgeleimt.
Aus Rohlingen aus Rinderknochen werden Sattel und Stegeinlage angefertigt und eingepasst. Die Etikette wird eingeleimt, Stimmmechaniken montiert und endlich können Saiten aufgezogen werden. Die ersten Klänge einer neuen Gitarre haben immer etwas Magisches, auch wenn sich der Klang erst nach ein paar Stunden entwickelt.
Preis: CHF 4`500.00 (exkl. MwSt. und Versandkosten)